Region und Geschichte

Aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mitfinanziert, wird das Projekt unter dem Namen: “Nowy Sztynort (Neuer Groß Steinort)- Ansiedlung der Freiheit” im Rahmen des Operationsprogramms Ostpolen 2014-2020 realisiert. Teilmaßnahmen 1.3.2 Schaffung von Netzprodukten durch MŚP.

Das Vorhaben wird durch ein, aus 3 Unternehmen zusammengesetztes Konsortium realisiert:
King Cross Shopping Warsaw sp. z o.o. (Leader)
Nowy Sztynort sp. z o.o.
Marek Makowski Biuro Turystyki Aktywnej „GERTIS” (Büro für Aktive Touristik)
„Nowy Sztynort-Osada Wolności (Neuer Groß Steinort- Ansiedlung der Freiheit)” das ist ein Projekt welches sich auf dem Kern der Freiheit konzentriert. Voraussetzung und Hauptziel des Projektes ist Umsetzung des, im europäischen Maßstab innovativen Netzproduktes auf dem Gebiet der Touristik, Medizin und der Gesundheit, welches das Potenzial der Region der Masurischen Seeplatte nutzt. Im Projekt werden drei grundlegende Aspekte der Freiheit unterschieden:
„Wind der Freiheit bläht in die Segeln”: das Segeln- seit Jahrhunderten Synonym der Freiheit , verbürgt in sich die Freiheit des Reisens, die Möglichkeit “allein mit sich selbst” zu sein und Verlangsamung des Lebenstempos. “Freischützen”: Raum für die Arbeit- den Korporationsmodus weglassen, Schaffung des Raums für die Arbeit durch Schaffung der Kontakte in der freundlichen Naturumgebung.
„Befreit von den Einschränkungen”: Unterstützung der Behinderten- Freiheitsgefühl für die Personen die im Alltag soziale Ausgrenzung erleben.

SZTYNROCKIE-STEINE

Sztynorckie-Steine oder Felsblöcke das ist das größte Rätsel von Sztynort. Diese geheime Konstruktion liegt im See Dargin und manchmal wird sie als Grenze die Zwei Seen Dargin und Kisajna trennt angesehen. Auf den alten Landkarten wurde dieser Ort als „Alt Steinort”, das heißt auf Polnisch „Stary Sztynort” bezeichnet.
Sztynorckie-Steine das ist ein Steinband welcher sich unter dem Wasser auf der Länge von ca. 200 m und 20 m Breite ausbreitet. An der flachsten Stelle liegen die Steine ca. halbes Meter tief. Sie stellen ein wahres Hindernis für die Segler. Manch einer Yacht verlor hier sein Schwert und der Steuermann hat sich direkt überzeugen können, was der Name Sztynort in sich hat. (auf Deutsch: Steinort= ein Ort in dem die Steine herumliegen. )
Es wird traditionell angenommen, dass die Sztynorckie-Steine ein Überbleibsel der ältesten Burg in Sztynort sind. Ende des letzten Jahrhunderts wurde das Unterwasserhindernis von Andrzej „Ballon“ Tarasiewicz, einem legendären Taucher aus Giżycko, erforscht, der u. a. mit Archäologen aus Toruń zusammenarbeitete. Unter den Steinen entdeckte er keine hölzernen Elemente oder bewegliche Relikte (z. B. Fragmente von Keramikgefäßen), die eine chronologische Einordnung des Baus ermöglichen würden.
Die Anfänge des frühneuzeitlichen Sztynort sind mit den Jahren 1552-1554 verbunden. Dann Caspar, Fabian und Melchior von Lehndorff haben die Siedlungstätigkeit im Sztynorter-Wald wieder aufgenommen. Zu diesen Aktivitäten gehörte die Erneuerung der Lokalisation des Standortes Sztynort. Würden die Brüder beschließen, ein „Schloss“ auf dem See zu bauen? Es sei daran erinnert, dass in den 1660er Jahren der Wasserspiegel im nördlichen Teil der Masurischen Seeplatte aufgestaut wurde. Der Pegel sollte um die Länge einer Lanze ansteigen. Über die Art der Lanze streiten sich die Historiker, aber die „masurische Flut“ muss zur Überflutung der Gebiete beigetragen haben, die mindestens 1,5 m unter dem heutigen Wasserspiegel des Mamry-See-Komplexes liegen. Bevor der Wasserspiegel angehoben wurde, waren die Sztynorckie-Steine eine Insel! Zwang das Hochwasser des 16. Jahrhunderts die Lehndorffs also, ihre „Insel“-Investition aufzugeben? Oder ist es vielleicht eine Spur einer nicht näher bezeichneten Investition aus der germanischen Zeit? Vielleicht sind dies die Überreste einer künstlichen Insel, die von alten Fischern oder Flößern gebaut und genutzt wurde? Ist jemand bereit, das Rätsel zu lösen?

Informationen über die Sztynorckie-Steine und die Anfänge der Ansiedlungen aus den Lehndorff-Zeiten sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 11, 162-163, 166-167.

SZTYNORT-BRÜCKE

Die Aussicht von der Sztynort-Brücke gilt als eine der schönsten in Masuren. Wenn man nach Süden blickt, sieht man die weite Fläche des Dargin-Sees, der im Sommer mit Hunderten von Jachten gefüllt ist. Der Blick nach Norden, auf den Kirsajty-See, der seinen Namen den alten Preußen verdankt, hat eine andere Atmosphäre. In ihrer Sprache bedeutete es „schwarzer See“. Kirsajty ist viel kleiner und flacher als Dargin. Es gibt mehrere kleine Inseln und viele Röhrichte, die geheimnisvolle Buchten bilden, und das Torfsubstrat trägt dazu bei, dass das Wasser tatsächlich schwarz erscheint...
Die Sztynort--Brücke, die früher auch als Kamionkowski-Brücke bekannt war, ist für den modernen Menschen eine Selbstverständlichkeit, aber in der Vergangenheit wurde die Landenge des Sees anders überquert. Jahrhundertelang war hier eine Fähre in Betrieb. Die Fähre wurde von einem Fährmann betrieben, der in einem kleinen Haus am Sztynorcki-Ufer Unterschlupf fand oder vielleicht sogar dort wohnte. Dies ist wahrscheinlich der Ursprung des Ortsnamens Buttke, der einfach „Schuppen“ bedeutet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier ein kleiner Hafen gebaut, der von Dampfschiffen für den Tourismus genutzt wurde. Hier stiegen sie aus und folgten einem Pfad durch das Karpiny-Moor, um den Park und das Schloss zu erreichen. Heute befindet sich in diesem Gebiet ein kleiner Kai.
Der Fährübergang wurde wahrscheinlich während des Zweiten Weltkriegs entfernt, vielleicht um die Kommunikation zwischen den masurischen Feldquartieren von Würdenträgern des Dritten Reichs zu erleichtern. Die Fähre wurde durch eine Brücke mit einer beweglichen Spannweite ersetzt. Die moderne Brücke wurde in den 1960er Jahren gebaut. Zusammen mit den Aufschüttungen des Brückenkopfs ist das Bauwerk heute etwa 300 m lang. Die eigentliche Landenge des Sees ist 100 m lang.
Die relativ geringe Lichte Weite unter der Brücke - etwa 4 m - macht es erforderlich, dass Yachten ihre Masten einklappen und große Passagierschiffe das Dach des Oberdecks absenken müssen! Beim Unterqueren der Brücke fallen dem aufmerksamen Auge zwei Gedenktafeln auf. Das erste ist Andrzej „Ballon“ Tarasiewicz (†1998), einem Taucher aus Giżycko, gewidmet, das zweite dem Filmproduzenten Piotr Woźniak-Starak (†2019).

Informationen über die Sztynorckie-Brücke und u. a. über die Seen Dargin und Kirsajty sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 96, 124, 137-139.
Bemerkenswert sind die Jagdszenen auf dem Nil aus dem Film Pharao (Regie: Jerzy Kawalerowicz) - sie wurden auf Kirsajty aufgenommen. Sie können auch Wojciech Chmielewskis Roman Jezioro Dargin (Dargin-See) (2021) lesen.

FRIEDHOF

In der masurischen Tradition wurden Friedhöfe um Kirchen herum angelegt. Die sterblichen Überreste des Adels wurden in Kirchengruften beigesetzt. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Nekropolen außerhalb des Kirchengeländes eingerichtet.
Der Friedhof in Sztynort wurde um 1857 angelegt. Die Lehndorffs, die Lutheraner waren, entschieden sich für eine Variante der Nekropole, in der die Grafen und ihre Untertanen bestattet werden sollten. Bisher wurden die sterblichen Überreste der Adeligen aus Sztynort in den Krypten der Kirchen in Radzieje und Doba beigesetzt.
In den Jahren 1855-1857 wurde im höchstgelegenen Teil des Friedhofs, auf der Landenge zwischen den Sztynorckie- und Dargin-See, eine neugotische Kapelle nach dem Entwurf des Berliner Architekten Friedrich August Stüler errichtet. Das zweistöckige Gebäude wurde zunächst als Ortskirche behandelt, die eine Filiale des Gotteshauses in Radzieje war. Der Pfarrer reiste von dort an, um Gottesdienst abzuhalten. Gebetet wurde in der Halle im Erdgeschoss, wo ein bescheidener Altar, ein Grabstein von Meinhard von Lehndorff und ein Epitaph der Gründer von Sztynort aufgestellt waren. Die Särge mit den sterblichen Überresten der Vorfahren der Grafen wurden in den Kellergeschoss der Kapelle gebracht. Im 20. Jahrhundert füllte sich der Untergrund vollständig auf und eine neue, externe Gruft wurde in der Ecke des Friedhofs eingerichtet. Mehrere Trauungen der Lehndorffs fanden in der Kapelle statt, doch im Laufe der Zeit wurden hier mehr Trauerfeiern abgehalten.
Die Bewohner des Landgutes und des Dorfes wurden rund um die Kapelle begraben. Auf den Kreuzen waren häufig Informationen über die Berufe der Verstorbenen und die Funktionen, die sie in der Grafschaft innehatten, vermerkt. Einige Familien hatten ihre eigenen Friedhofsgassen. In einem von ihnen wurden drei weitere Lehrer von Sztynort namens Puschke begraben - Großvater, Vater und Sohn.
Nach dem Krieg wurden der Friedhof und die Kapelle aufgegeben und verwüstet. Die Reparaturen am Dach der Kapelle wurden jedoch vor kurzem abgeschlossen, und die Nekropole wurde gesäubert und inventarisiert.

Informationen über den Friedhof und die Kapelle in Sztynort sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 94-97, 117-119.

Ergebnisse der Friedhofsinventur in Sztynort (auf Deutsch):
https://forgotten-cemeteries.eu/friedhofsindex/friedhof-gross-steinort-sztynort/

Park

Sztynort wird seit Jahrhunderten mit Eichen in Verbindung gebracht. Unter anderem wurde 1898 über „Rieseneichen“, die im „Park der Grafschaft Steinort, im Węgoborski- Landkreis“ wachsen, geschrieben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchten Postkarten auf, auf denen die ältesten Bäume hier auf tausend Jahre datiert wurden! Die ersten Eichen in Sztynort wurden wahrscheinlich von Meihnard von Lehndorff (*1590, †1639) gepflanzt, so dass sie heute etwa 400 Jahre alt sind. Einige von ihnen bilden eine majestätische Reihe an der Haupt-Querallee des Parks.
Der Park mit barocken Elementen wurde Ende des 17. Jahrhunderts im Auftrag der Gräfin Marie Eleonora angelegt. Wir kennen den genauen Grundriss nicht, aber wir wissen, dass dort ein Gärtnerhaus und später eine Gartenlaube gebaut wurden. Der Park blühte unter Ernst Ahasverus von Lehndorff auf. Im Jahre 1779 galt er als der größte in Preußen. Er wurde durch drei Längs- und zwei Quergassen geteilt. In der Verlängerung einer der Gassen befand sich ein Kanal mit einem kleinen Hafen, der direkt zum Kirsajty-See führte. Im Jahr 1782 wurde erwähnt, dass Sztynort „einen mit behauenen Steinen gepflasterten Teich, einen Springbrunnen, einen Schneckenhügel, stattliche Hecken, regelmäßige, ausgedehnte Kräuter- und Blumenbeete, breite Alleen, Lauben und Spalier, schöne Obstgärten mit vielen seltsamen Pflanzen“ besaß. Auch an Skulpturen mangelte es nicht, und ein besonderes Highlight war die Sonnenuhr, die die Zeit auf dreizehn Arten anzeigte! Der Zeitmesser befindet sich jetzt in Morąg.
Ernst Ahasverus plante auch den Bau eines Parkpavillons, der jedoch bereits während der Regierungszeit seines Sohnes Karl des I. errichtet wurde - das sogenannte Teehaus, das möglicherweise ein Hochzeitsgeschenk ihres Mannes an Pauline von Lehndorff im Jahr 1823 war. Wahrscheinlich in den 1860er Jahren wurde gegenüber diesem Gebäude die Jerusalem-Kapelle errichtet. Im Jahre 1881 war von einem „großen, sorgfältig gepflegten Park“ die Rede, doch seine Pracht gehörte bereits der Vergangenheit an. Jetzt haben die Arbeiten begonnen, um dem Park seinen gebührenden Glanz zu verleihen.

Informationen über den Sztynorcki-Park, die Sonnenuhr, das Teehaus und die Jerusalemkapelle sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynrot zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten 104–106, 116–117, 150–155, 193–194.

Der Sztynorcki-Park ist ein seltsamer Ort. Einige schwören seit einiger Zeit, dass sie darin eine große Buddha-Statue gesehen haben.

Palast

Der Palast in Sztynort, den wir heute sehen können, ist das Ergebnis der Bemühungen mehrerer Generationen der Familie von Lehndorff. Der zentrale Teil wurde in den Jahren 1688-1691 erbaut. Es ist ein Barockpalast, der vielleicht von Tylman von Gameren selbst, einem berühmten niederländischen Architekten jener Zeit, entworfen wurde. Das Gebäude sollte den Rang der Familie unterstreichen, die 1687 den Grafentitel erhielt. Die frühere Residenz, die vielleicht noch einem spätmittelalterlichen befestigten Herrenhaus ähnelte, war veraltet und aus der Mode gekommen - die Keller im zentralen Teil des heutigen Schlosses sind ein Überbleibsel davon.
Es ist wahrscheinlich, dass der neu gekrönte Graf Ahasverus von Lehndorff nicht in der Lage war, die Investition zu starten, da er … am 14. Februar 1688 starb! Die Bauarbeiten überließ er seiner Frau Marie Eleonora geb. von Dönhoff, die am 4. Januar desselben Jahres Mutter wurde. Die Gräfinwitwe erwies sich als hervorragende Organisatorin. Mehrere Jahre lang schloss sie verschiedene Investitionsverträge ab und setzte deren Ausführung durch. Der barocke Palast in Sztynort mit seinen zwei zweiteiligen Hinterhäusern, die den Ehrenhof abschließen, wurde zum Objekt der Bewunderung und des Neides vieler Zeitgenossen.
Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert wurde es durch den Anbau von Seitenflügeln und eines Turms erweitert. Während der Regierungszeit von Karl den II. von Lehndorff (*1826, †1883) wurde das Gebäude gotisiert und die Bezeichnung Schloss Steinort, d.h. Schloss Sztynort eingeführt. Nach dem Tod der Ehefrau Karls des II., Anna von Lehndorff, im Jahre 1894 begann das gesamte Anwesen rasch zu verfallen. Der im Jahre 1936 von Heinrich von Lehndorff begonnene Reparaturprozess wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Im Jahre 1941 wurde ein Teil des Schlosses zum Amtssitz von Joachim von Ribbentrop, dem Außenminister des Dritten Reiches.
Sztynort wurde den Lehndorffs 1944 als Strafe für ihre Beteiligung an einem Verschwör zur Ermordung Adolf Hitlers entzogen. Nach 1945 beherbergte das Schloss Büros, Wohnungen und eine Kantine für die Angestellten des Staatlichen Landwirtschaftsbetriebs sowie einen Kindergarten für Kinder seiner Mitarbeiter Im Jahre 1983 siedelte sich der Polnische Segelverband in Sztynort an, ein Jahr später die Firma Interster. Hier wurde ein „Sailing Village“ eingerichtet. Das legendäre touristische Mekka ist nach dem politischen Systemwechsel zusammengebrochen. Den letzten Akzent bildete die Schließung der im Schloss untergebrachten Segelmeisterei im Jahre 1990. Die Ideen zur Rettung des Palastes wurden nicht umgesetzt. Zu den späteren Eigentümern gehörten die Gemeinde Węgorzewo, die Stiftung Sztynorcka, die Gesellschaft „Revitalis“ und Towarzystwo Inwestycyjne Grupy Agros S.A. (TIGA). Gastgeber im Schloss ist seit 2009 die Deutsch-Polnische Stiftung für Denkmalschutz, die mit ihrem deutschen Pendant zusammenarbeitet. Nach Abschluss der Renovierungsarbeiten wird das Gebäude unter anderem ein Museum, eine Schule für Handwerk und Denkmalschutz sowie ein Restaurant beherbergen.

Informationen über das Schloss Sztynort sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 16-34, 47, 140-150.

Der polnische Historiker Wojciech Kętrzyński schrieb 1881 über den Sztynorcki-Palast: „Meine Kindermädchen haben mir immer davon erzählt, als wäre es ein Wunder, dass es so viele Fenster hat wie Löcher in einem Fingerhut“.

Anna von Lehndorff

Anna von Lehndorff war die letzte der großen Frauen aus der Sztynorcka-Familie. Eine große und zugleich sehr tragische Figur.
Anna wurde 1830 als Gräfin von Hahn geboren. Im Alter von 22 Jahren wurde sie die Frau von Karl dem II. von Lehndorff, der ihr Cousin war! Ihre Mütter waren von Geburt an Schwestern. Die Ehe stand von Anfang an unter keinem guten Stern. An ihrem zehnten Hochzeitstag schrieb Anna mit Bedauern über die Härte und Rücksichtslosigkeit ihres Mannes gegenüber ihr, ihren Kindern und den Bewohnern des Anwesens. Es war Annes Aufgabe, die Grafschaft in Abwesenheit von Karl zu leiten, der eine Karriere in der Diplomatie anstrebte. Es waren auch ihre Entscheidungen nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1883, die Sztynort in guter Verfassung hielten. Alles änderte sich nach ihrem Tod im Jahr 1894, als ihr Sohn Karl der III. „Carolus“ von Lehndorff das Anwesen übernahm und begann, das Familienerbe rasch zu verschwenden.
Anna von Lehndorff kämpfte jahrelang mit Krankheiten in ihrer Familie. Ihre ersten beiden Söhne starben im Kindesalter. Ständige Sorgen bereitete „Carolus“, der in keiner Weise zu einem guten Landwirt taugte. Anna dachte auch an ihren Bruder, der mit der Realität des täglichen Lebens nicht zurechtkam. Die Härten des Familienlebens in Sztynort hat die Gräfin höchstwahrscheinlich dank der tiefen lutherischen Religiosität ertragen. Es ist möglich, dass die im Schlosspark errichtete Jerusalem-Kapelle mit ihr in Verbindung zu bringen ist.
Die Gräfin engagierte sich in zahlreichen philanthropischen Aktivitäten. Sie unterstützte u. a. die evangelische Missionsarbeit im Heiligen Land, gründete und unterhielt Waisenhäuser in Radzieje, Srokowo und Węgorzewo. Sie stiftete Stipendien für bedürftige Studenten, die in Królewiec Wissen erworben haben. Auf ihre Empfehlung hin wurde das Sztynort-Archiv gesäubert und die Ahasverus-Memoiren aus dem 17. Jahrhundert sowie die Tagebücher von Ernst Ahasverus von Lehndorff aus dem 18. Jahrhundert veröffentlicht. Letztere wurden durch die Entscheidung der prüden Gräfin zensiert.

Informationen über Anna von Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynrot zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 62-65.

Anna von Lehndorffs letzte Worte sollten an den jungen Arzt gerichtet werden, der ihr auf dem Sterbebett noch eine Spritze geben wollte. Sie lauten: „Du Dummkopf...“.

JAGDOBMANN-HOF

Der Jagdobermannhof ist eine der Legenden des alten Sztynort. Leider ist das Gebäude im ehemaligen Landkreis Lehndorff nirgends zu finden. Im Jahr 2004 wurden die Überreste des Gebäudes von Alexander Potocki nach Gałków im Bezirk Pisz gebracht. An dem neuen Ort wurde der Jagdobmannhof wieder aufgebaut. Heute beherbergt es ein Restaurant, einen kleinen Kinosaal und den Salon Marion Dönhoff.
Seit Jahren gibt es Diskussionen über die Funktion des Gebäudes und darüber, ob es zu Recht als Hof oder Herrenhaus bezeichnet werden sollte. Die von King Cross finanzierten archäologischen Forschungen an den Fundamenten des Gebäudes haben ein neues Licht auf die Geschichte des Gebäudes geworfen. Sie wurden im Jahr 2021 vom Museum für Volkskultur in Węgorzewo durchgeführt.
Angesichts der Ergebnisse der Ausgrabungen kann man von drei Gebäuden auf demselben Gelände sprechen! Das erste, das im Grundriss etwas kleiner war als das nach Gałków verlegte Gebäude, wurde wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 18 erbaut. Um 1840 wurde der oberirdische Teil des Gebäudes abgerissen und unter Verwendung eines Teils der alten Fundamente ein neues Gebäude mit einer größeren Fläche errichtet. Um 1895 wurden das Dach und die Wände wieder abgebaut. Ein Teil der Fundamente wurde zum Bau eines anständigen Ziegelkellers verwendet, und darüber wurde ein hölzerner Baukörper mit einem zweistöckigen Säulengang mit vier Säulen errichtet (seine Überreste wurden nach Gałków gebracht).
Bei den archäologischen Ausgrabungen in den Schichten, die mit dem Abriss des ersten Gebäudes zusammenhängen, wurden Gegenstände gefunden, die mit der Jagd in Verbindung gebracht werden können. Dazu gehören das Fragment eines Porzellangefäßes mit einer Jagdszene, ein Gewehrstein aus Feuerstein und Überreste von Vögeln. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die ersten beiden Gebäude, die wahrscheinlich die Züge eines Herrenhauses trugen, mit dem Jagdobmann der Sztynort-Grafschaft verbunden waren. Nach dem Tod von Anna von Lehndorff (†1894) wurde das Gebäude an die Familie Poltzien verkauft. Sie haben den Generalumbau des Gebäudes durchgeführt und verwandelten es in ein Gästehaus mit einer Gaststätte, einem Laden und einem Postamt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude für Wohnzwecke und einen Laden umgebaut. Im Einklang mit der Tradition wurde der Name der Jagdobmann-Hof beibehalten.

Informationen über den Jagdobmann-Hof sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten : 99-100.

WIE FANDEN SICH DIE LEHNDORFFS IM SZTYNORT

Jahrhundertelang wurde Sztynort mit dem Grafengeschlecht der Lehndorffs identifiziert. Die Anfänge der mittelalterlichen Ansiedlung dieser masurischen Region sind jedoch mit einer anderen Familie verbunden. Ihr Oberhaupt war ein litauischer Ritter Surwiłło, der in den Dienst des Deutschen Ordens trat. Bei seiner Taufe nahm er den Namen Tomasz an, und in Dokumenten wurde er als Thomas Surwille geführt. Für seine über dreißigjährigen treuen Dienste, unter anderem in der Diplomatie, erhielt er 1397 vom Deutschen Ritterorden die Ländereien von Surwile und den Sztynorcki-Wald. Die Ansiedlung konnte sich , sich nicht entfalten - 1399 wurde Surwiłło in einer Schlacht an der Worskla-Fluss getötet, in der die Tataren das Heer des litauischen Herzogs Witold, der von seinen Verbündeten aus dem Kreuzritterorden unterstützt wurde, besiegten.
Surwilles Erbe wurde von seinem Neffen Jan übernommen, der ebenfalls in der Diplomatie des Kreuzritterordens tätig war. Mit der Erschließung des Waldes konnte er nicht beginnen, da er sich mit dem Vorwurf des Verrats an Polen im Krieg von 1410-1411 auseinandersetzen musste. 1423 verkaufte Jan die wiedergewonnenen Ländereien an zwei Ritter. Einer von ihnen war Jacob von Maulen, ein germanischer Untertan, der aus dem altpreußischen Adel stammte. Sein Sohn Fabian, der das Amt des pommerschen Woiwoden innehatte, heiratete Margarete von Legendorf-Mgowska, deren Vorfahren ebenfalls aus dem alten Preußen stammten. Nach der Heirat blieb Fabian bei seinem Wappen, nahm aber den Nachnamen seiner Frau an, der mit der Zeit zur Form Lehndorff wurde.
Leider starb Fabian Maulen von Legendorf im Jahre 1483, und die Entwicklung des Sztynort-Waldes wurde nicht wieder aufgenommen. Erst 1551 begann sein Nachfahre Caspar von Lehndorf, die Landgüter in Surwile und im benachbarten Tarławki in Ordnung zu bringen. Im Jahr 1554 erhielten die drei Brüder Caspar, Fabian und Melchior von Lehndorf (Lehndorff) das Privileg für Sztynort. Ihre Nachkommen erwarben auch die nahe gelegenen Landgüter, die im 15. Jahrhundert in den Händen eines Partners, Jacob von Maulen, waren. Von 1554 bis 1944 blieb Sztynort im Besitz der Lehndorffs, die sich ab 1687 mit dem Grafentitel rühmten.

Informationen über die Geschichte der Familie Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 9-22, 37-65, 68-77, 80-83.

WELTENBUMMLER

Das Leben von Ahasverus von Lehndorff (*1637, †1688) beweist, dass Reisen bildet und folglich Geld bringt!
Ahasverus - einer der sechs Söhne von Meinhard von Lehndorff - verdankt seinen Namen dem legendären „ewigen Wanderer“, der bis zur Wiederkunft Christi durch die Welt ziehen soll (dieser Name ging in die Familientradition der Grafen von Sztynort ein). Schon in seiner Jugend begann er seine großen Wanderungen. Als Neunzehnjähriger wurde er zusammen mit seinem Cousin Graf Georg zu Eulenburg auf eine Bildungsreise quer durch Europa geschickt, die... neun Jahre dauerte. Die Route führte durch Dänemark, die Niederlande, England, Frankreich, Italien, Sizilien, Malta und Spanien. Die Jugendlichen wurden von dem Lehrer Seger betreut, der dafür sorgte, dass sie sich ein breites Spektrum an Wissen aneigneten. Auf der Reise kam es zu zahlreichen Begegnungen, unter anderem mit Königin Christina von Schweden und den Herzögen von Lothringen und Orléans. Auf Malta nahmen die jungen Adligen nach einer Audienz beim Meister des Johanniterordens an einer Seeexpedition gegen die Türken teil und jagten später Piraten!
Die Erfahrungen, die er auf seiner Bildungsreise gesammelt hatte, zahlten sich nicht sofort aus. Nach seiner Rückkehr wurde Ahasverus die Stelle eines Kämmerers am preußischen Herzogshof angeboten. Doch das war dem ehrgeizigen Adligen nicht genug. Er wurde von Fürst Bogusław Radziwiłł unterstützt, der ihn für den Dienst am Hof des polnischen Königs Jan Kazimierz empfahl. Mit der Zeit wurde Ahasverus zum vertrauten Helfer des Königs, der ihn mit verschiedenen diplomatischen Missionen betraute. Lehndorff wurde Hofkämmerer und Oberstleutnant der Garde. Eine Zeit lang war er Oberbefehlshaber der deutschen Truppen im Dienste der Republik. Zur gleichen Zeit gewann Ahasverus in den Augen des Prinzen von Preußen an Bedeutung und wurde 1668 dessen Hofrat. Ab 1671 nahm er an der Aufstellung der Armee in Preußen teil. Er begab sich erneut auf seine „Reisen“, diesmal als Krieger. Er kämpfte unter anderem in den Niederlanden, in Schonen und auf der Insel Rügen.
Ahasverus von Lehndorffs politische und gesellschaftliche Bedeutung und Erfahrung sowie sein wachsender Reichtum veranlassten ihn, sich um den Grafentitel zu bewerben. Dieser wurde 1687 erfolgreich abgeschlossen. In einem der Felder des gräflichen Wappens befand sich ein Malteserkreuz, das Lehndorffs Zugehörigkeit zum Johanniterorden und seine Verdienste in dessen Dienst unterstrich.
Leider konnte sich der frischgebackene Graf nicht lange an seiner neuen Situation und seinen Entwicklungsmöglichkeiten erfreuen. Er starb unerwartet am 14. Februar 1688 in Królewiec und wurde in der Krypta der dortigen Kirche in Lipnik, unweit der masurischen Stadt Sztynort, beigesetzt.

Informationen über Ahasverus von Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten Seiten: 41-45.

Heinrich von Lehndorff

Als Heinrich von Lehndorff (*1909, †1944) jung war, rechnete er nicht damit, ein Großgrundbesitzer zu werden. Er stammte aus einem Nebenzweig der Familie, der mit dem Dorf Preyl bei Królewiec (Königsberg) verbunden war. Sie wurde von seinem Großvater Heinrich Ahasverus gegründet, dem Sohn des berühmten napoleonischen Soldaten Karl dem I. von Sztynort.
Die Lehndorffs aus Preyl waren in der Pferdezucht tätig. Der kleine Heinrich, genannt Heini, war häufiger in den Ställen der Rennpferde zu sehen als zu Hause beim Lernen. In den nachfolgenden Schulen war der junge Mann nicht so gut. Er selbst sollte sich daran erinnern: „Es verging kein Tag, an dem ich nicht irgendeinen dummen Streich gespielt habe“. Die Ernüchterung kam, als er seine Reifeprüfung nicht bestand und sie wiederholen musste. Bald darauf stellte sich heraus, dass Heini der Herr von Sztynort werden wird!
Gemäß den, am Ende des XIX. Jahrhunderts durch Anna Lehndorff eingeführten organisatorisch-rechtlichen Änderungen, konnte das Sztynort-Landgut nicht geteilt werden und der älteste männliche Angehörige des Adelsgeschlechts übernahm die Führung. Zum Beginn der dreißiger Jahre des XX. Jh. war es klar, dass Karol der III. „Carolus“ sich dem Ende seines Lebens zuneigt und keine Kinder hat. Sztynort sollte dem Heinrichs Vater, dem Mienhard aus Peryl zukommen, dieser wollte jedoch das Gestüt nicht verlassen. Als nächster an der Reihe stand Heini… Er hat nicht nein gesagt und begann sich zur Verwaltung des Schlüssels des Sztynort Landguts vorzubereiten. Er erhielt in sein Eigentum Tarławki, wo er die ersten Erfahrungen bei der Verwaltung des Landbesitzes gemacht hat. Im Jahre 1936 ist Carolus verstorben und Heini begann im Landbesitz die Ordnung zu machen. Er wurde vernünftig, leistete Wehrdienst in der Kavallerie ab, im Jahre 1937 heiratete er Gottliebe von Kalnein und aus dieser Ehe kamen vier Töchter. Noch vor 1939 trat er der Antihitlerbewegung der Gutbesitzer und der Evangelischen Bekennenden Kirche bei.
Den Reformprozess unterbrach der Ausbruch des II. Weltkrieges, und ab dem Jahre 1940 man begann in den Wäldern Sztynorcki-Urwald genannt, mit dem Aufbau eines riesigen Bunkerkomplexes. Heinrich mir seiner Frau, trotz dem Wohnen mit dem Außenminister der III. Reiches Joachim von Ribbentrop unter einem Palastdach, engagierten sich in die verschwörerische Bewegung. Während des Attentatsversuchs auf Hitler, wurde Lehndorff mit den Pflichten des Verbindungsoffiziers betraut. Führer überlebte und Heini schaffte es zu fliehen. Er stellte sich jedoch in die Hände des SS in Befürchtung um das Leben der Ehefrau und der Töchter. Am 4. September 1944, nach schnellem Prozess vor dem Volkstribunal wurde er im Gefängnis in Berlin gehängt. Der Leichnam wurde verbrannt und die Asche wurde an einem unbekannten Ort verschüttet.
Im Jahre 2009 vor dem Palast in Sztynort enthüllte man den dem Heinrich von Lehndorff gewidmeten Felsblock, den man als Grabmal betrachten kann.

Die Informationen über Heinrich von Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 20-22, 72-77.

Ribbentrop

In der Sztynort-Geschichte gibt es einige „dunkle Flecken“. Eine von denen ist mit Joachim von Ribbentrop verbunden. Eben seinetwegen wurde der ein bisschen in Vergessenheit geratene und verwilderte Palast in Masuren zu einem Ort, in dem die Entscheidungen über das Schicksal der Welt und das Leben von hunderttausenden von Menschen getroffen wurden. Und schlimmer noch, viele von diesen Entscheidungen trugen verbrecherischen Charakter.
Joachim, und eigentlich Ulrich Friedrich Willy Joachim, von Ribbentrop war einer der wichtigsten Politiker des III. Reiches, SS- Mitglied und Kriegsverbrecher. Seine Karriere verdankte er der Sturheit und unterwürfiger Hingabe dem Adolf Hitler. Manche behaupteten, dass Ribbentrop im Nu das realisiert woran Führer gedacht hat. Er startete seine Karriere als Weinhändler, von Großbritannien eingenommen, das er später hasste und seine Vernichtung anstrebte. Sein Adelstitel, der -seiner Meinung nach- soziale und politische Position betont- kaufte er von einer entfernten Cousine. Bereits als V-ce Außenminister Deutschlands war er einer der heißester Befürworter des Krieges mit Polen im Jahre 1939.
Ribbentrop kam nach Sztynort im Juni 1941. Damals waren Masuren ein großes Feldquartier des III. Reiches, das den Krieg mit der Sozialistischen Sowjetunion begann. Der Lehndorffs Palast wurde zum Sitz des Außenministeriums Deutschlands. Nah von hier lag das Hitlers-Quartier in Gierloz (Görlitz), Himmlers Quartier in Zabinka (Hegewaldheim) und später in Pezezdrze (Possessern), Militärkommando der Landstreitkräfte in Mamerki (Mauerwald) , Reichskanzlei in Radziejki etc. Lehndorffs mussten den neuen „Mieter” empfangen, der mit seinem Gefolge und Möbeln der deutschen Botschaft in Warszawa den linken Fliegel des Palastes besiedelte. Der Ribbentrops Zug „Westfalen“ stationierte auf der nahe liegenden Bahnstation in Kamionek Wielki (Groß Steinort).
Die internationalen Kontakte des Ribbentrop schlugen sich in Sztynort nieder. Es kamen hier die mit dem III. Reich kollaborierenden Politiker u.A. Priester Jozef Tiso aus der Slowakei, Graf Galeazzo Ciano aus Italien, Botschafter Japans Hiroshi Oshima zu Besuch. Oft kam es zu den Treffen mit Heinrich Himmler, der über lange Zeit Anhänger von Ribbentrop war. Nach den Gesprächen im Palast, lud der Minister seine Gäste zum Spaziergang im Park und zum kleinen Imbiss in das Teehaus ein.
Die Kontakte zwischen Lehndorffs und Ribbentrop waren offiziell korrekt. Die Gräfen hatten nicht allzu große Lust auf Verengung der Kontakte mit dem Minister, umso mehr, dass im Jahre 1944 im Palast die Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem Attentatsversuch auf Adolf Hitler besprochen wurden. Ribbentrop entging unbeschadet den Anschuldigungen wegen Nichtbemerkung der Attentäter.
Nach misslungenem Attentat auf Hitler, der Gefangennahme des in das Verschwör verwickelten Heinrich von Lehndorff und der Vertreibung seiner Familie aus Sztynort, wurde Ribbentrop zum einzigen Herr im Palast. Beim Verlassen dessen im Oktober 1944 nahm er alle wertvollen Ausstattungselemente mit sich mit. Sie wurden nach dem Krieg im Schloss Kriebstein aufgefunden.
Joachim von Ribbentrop wurde nach dem Nürnbergs Prozess zur Todesstrafe verurteilt.

Die Informationen über Joachim von Ribbentrop und seine Verbindung zu Sztynort sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 21-22, 71.

ÄHNLICH WIE IN EINER EHE

In der Regel, wenn man über Geschichte erzählt, erwähnt man die Männer, aber die Geschichte schafften auch die Frauen. Zum Aufbau der Macht des Sztynort trugen auch einige Gräfinnen bei. Marie Eleonore geborene von Dönhoff (*1664, †1723) hat nach dem Tode des Ehemannes Ahasverus mit großem Erfolg den Aufbau des Barockpalastes geführt. Marie Louise geborene von Wallenrodt (*1697, †1775) hat nach dem Tode des Ehemannes Ernst Ahasverus des I. im Jahre 1727 ausgehzeichnet das Landgut verwaltet. Und noch mehr, sie verwaltete Sztynort bis zum Ende ihres Lebens im Namen ihres Sohnes Ernst Ahasverus des II. der in der Hauptstadt Berlin Karriere machte. Anna geborene Hahn (*1830, †1894 hat wirksam die Verwaltung des Landgutes mit der philanthropischen Tätigkeit und Unterstützung wissenschaftlicher Forschung verknüpft. Sie war die letzte Gräfin mit der man das wirtschaftliche Potenzial von Sztynort verknüpfte.
Die wirtschaftlichen Erfolge oder architektonischen Errungenschaften wurden nicht immer von dem Familienglück begleitet. Anna von Lehndorff schrieb im Jahre 1863 an ihren Ehemann Karol den II, der ihr Vetter (!) war: „bereits 13 Jahre lang gehöre ich Dir in treuer in bewährter Liebe an…. Möchtest Du nicht mir gegenüber geduldiger werden, und wenn ich gegen Dich in etwas verstoßen sollte , könntest du vielleicht weniger wütend mich zurechtweisen?“ Man hat über den Karol den I. von Lehndorff – dem Vater von Karol dem II. gestaunt, als er im Alter von …53 Jahren beschlossen hat vernünftig zu werden und zu heiraten. Zu seiner Auserwählten wurde achtzehnjährige Pauline von Schlippenbach, eine hübsche aber arme Frau. Dieser Ehebund, aus welchem fünf Kinder geboren wurden, war sehr unglücklich. Der Ehemann wollte unter anderem die jüngste Tochter nicht anerkennen und führte zur Separation mit der Ehefrau, indem er sie aus Sztynort verbannte. Mehrere Male haben die preußischen Aristokraten leider vergeblich versucht, zur Versöhnung der Ehegatten zu führen. Pauline kam nach Sztynort erst nach dem Tode von Karol den I.
Aristokratische Herkunft und Reichtum waren dem Familienglück nicht immer förderlich, obwohl natürlich nicht alle Beziehungen der Lehndorffs erfolglos waren. Unter anderem galt die Ehe von Heinrich und Gottliebe geb. von Kalnein als ein glückliches Paar.
Die Informationen über das Leben der Familie Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 37-83, zu entnehmen.

Carolus der I

Carolus war eines der originellsten Mitglieder der Familie von Lehndorff. Leider waren in seinem Leben Momente der Komik mit tragischen Ereignissen verwoben. Er war auch der letzte männliche Nachkomme aus dem Adelsgeschlecht der Lehndorffs aus Sztynort. Wer steckt hinter den Namen Carolus oder Carol? Es war Karl der III. von Lenhdorff.
Er wurde 1860 als drittes Kind von Karl dem II. und Anna, geb. Hahn, geboren. Bezeichnenderweise waren seine Eltern Cousins - ihre Mütter waren Schwestern! Der kleine Carolus war kränklich und nicht besonders lernfreudig, obwohl er äußerst intelligent und brillant war. Trotz der Bemühungen seiner Mutter, ihm eine gute Ausbildung an der Kavalleriekadettenschule und später an der zivilen Ritterakademie zu ermöglichen, trat er nicht in die Fußstapfen seiner Vorfahren, die sich in der Diplomatie und im Militär auszeichneten. Das soll nicht heißen, dass Carolus ungebildet war. Am Ende seines Lebens war er einer der besten Numismatiker Deutschlands. Darüber hinaus umfasste seine große Sammlung von Münzen aus aller Welt 280.000 Exemplare.
Karl der III. von Lehndorff war jedoch vor allem für seinen verschwenderischen Lebensstil bekannt. Bereits im Alter von 23 Jahren unterzeichnete er einen Vertrag mit seiner Mutter, der seine Rechte auf die Leitung des gesamten Sztynort einschränkte. Nach diesem Dokument war die Mutter verpflichtet, ihrem Sohn 6000 Mark „Taschengeld“ zu zahlen und seine Schulden für über 100 Tausend Mark pro Jahr zu decken! In den Familienarchiven fanden sich Mahnungen zur Begleichung ausstehender Rechnungen zum Nachteil exklusiver Hotels oder Geschäfte, aber auch von „einfachen“ Kellnern, die sich um ein paar oder ein Dutzend Mark hatten betrügen lassen. Das Leben des Grafen bestand im Allgemeinen darin, sich zu amüsieren und immer mehr leichtgläubige Menschen an der Nase herumzuführen, um ihnen dann vorzugaukeln, wann sie ihr Geld zurückbekommen. Dieser Lebensstil führte zu einer Reihe von Versteigerungen, die sich nach dem Tod von Karls Mutter intensivierten.
Der Sztynort des 20. Jahrhunderts wurde mit einem düsteren, vernachlässigten „Schloss“ mit einem zunehmend älteren, bizarren Grafen in Verbindung gebracht, der große Jagden führte und sich dann zwei Wochen lang in seinem Schlafzimmer, das auch ein numismatisches Büro war versteckte.
Karl der III. von Lehndorff starb 1936.

Informationen über Karl dem III. „Carolus“ von Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 20, 68-70, zu.

Carolus der II

Karl der III. von Lenhdorff (*1860, †1936), genannt Carol oder Carolus, war einer der schillerndsten Angehörigen der Grafenfamilie von Sztynort. Er wurde durch seine ständigen finanziellen Probleme und zahlreiche Anekdoten über sein Leben „berühmt“.
Carolus war äußerst intelligent und bewies bereits im Alter von fünf Jahren seine satirischen Talente. Im Jahr 1865 besuchte der preußische Prinz Friedrich Wilhelm von Hohenzollern, der spätere deutsche Kaiser Friedrich der III. den , Sztynort. In seinem Gefolge befand sich ein Assistent, der von dem Palast begeistert war und die Blankwaffensammlung des kleinen Grafen sehen wollte. Carolus führte seinen Gast durch fast alle Räume. Am Ende fanden sie sich im Kinderzimmer wieder, wo sich das „Zeughaus“ befand. Darin konnte man viele Arten von Blankwaffen sehen, nur dass es sich um Holzspielzeug handelte.
In alten Węgorzewo gab es Geschichten über die Besuche des Grafen in den örtlichen Restaurants. Er konnte sich persönlich davon überzeugen, dass die Koteletts nicht aus Pferdefleisch gemacht waren. Carolus holte eine Peitsche aus der Kutsche und ließ sie zum Entsetzen der anderen Gäste über dem Teller krachen. Dann sagte er: Das ist wirklich Rindfleisch, wenn die Koteletts aus Pferdefleisch wären - würden sie beim Klang der Peitsche - wie Pferde - vom Teller springen, oder sie würden wiehern.
Einmal, während seines Aufenthalts in Königsberg, bat Carolus einen Taxifahrer, ihn nach Hause in eines der örtlichen Hotels zu bringen. Der Fahrer versuchte, nach einer bestimmten Adresse zu fragen. Der Fahrgast antwortete, er sei Graf Lehndorff und es sei offensichtlich, wo er wohne. Sie fuhren also los und das Taxi kam in Sztynort an. Der Fahrer verbrachte dann einige Tage in Masuren, bevor er das Geld für die Fahrt abholte.
Carolus wurde von zwei Begleitern dabei unterstützt, die Witze zu machen. Der erste war der gräfliche Chauffeur Achenbach, von Lehndorff „Etschenbetsch“ genannt, der zweite der alte Oberst Engel, genannt „Kiste“. Eines ihrer „Lieblingsspiele“ war es, Gäste zu beobachten, die zum ersten Mal in den Palast kamen und über die letzte Stufe der Treppe stolperten, die eine andere Höhe als die anderen hatte.

Informationen über Karl den III. „Carolus“ von Lehndorff Informationen über Karl dem III. „Carolus“ von Lehndorff sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 20, 68-70, 154.

VERANSTALTUNGEN IM PARK

Der Sztynorcki-Park war das Zentrum der Aufmerksamkeit vieler Gräfinnen und Grafen der Familie Lehndorff. Ihre Blütezeit erlebte er unter Ernst Ahasverus (*1727, †1811). Im Jaher 1779 war der Park der größte Park in Preußen.
Die Parkanlage mit ihren zahlreichen Alleen, Bäumen, Sträuchern, Blumenbeeten und Skulpturen war ein Asyl für den Graf Ernst Ahasverus. In seiner Heimatstadt Sztynort suchte er Erholung von der Betriebsamkeit des königlichen Hofes in Berlin. Aber es war hier nicht immer das Gefühl der Glückseligkeit mit Vogelgezwitscher und dem Rauschen des Windes zu spüren. Von Zeit zu Zeit wurde der Park zu einem Schauplatz für aufwendige und anspruchsvolle Veranstaltungen. Viele von ihnen standen im Zusammenhang mit Geburtstagen von Familienangehörigen und mit Besuchen angesehener Gäste, zu denen auch Bischof Ignacy Krasicki gehörte. Ihm zu Ehren wurden im Jahre 1773 Illuminationen oder Feuerwerke veranstaltet. Bei einer anderen Gelegenheit wurde der Bischof von „Damen in Weiß“ begrüßt, die als Nymphen gekleidet waren und am Altar, der Krasickis Namen trug, sangen und Weihrauch verbrannten. Im Jahre 1779, vor seinem nächsten Besuch in Sztynort, legte der Geistliche höflich fest: „Wenn ihr Zeremonien abhalten wollt, verpflichtet euch feierlich, wenn es euch einfällt, eine Illumination zu veranstalten (eine Farce wie für einen Sultan), werde ich eure Lampen zerbrechen und mich verabschieden“.
Am 7. Mai 1783 wurde der 56. Geburtstag des Grafen gefeiert. Das Feuerwerk, das damals gezündet wurde, sollte „wie aus einer Kanone“ donnern. Drei Jahre zuvor hatte der Geburtstag von Ernst Ahasverus von Lehndorff vier Tage gedauert! Mehrere Theaterstücke, darunter Shakespeares Hamlet, wurden auf einer Freilichtbühne im Park aufgeführt! Die Schauspieler waren sowohl Angehörigen der gräflichen Familie als auch Angestellte des Landgutes.
Nach dem Tod von Ernst Ahasverus von Lehndorff wurden keine derartigen Veranstaltungen mehr im Park organisiert.

Informationen über das gesellschaftliche Leben im Sztynorcki-Park sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 50-51, 54, 153.

SEGEL-MEKKA

Das heutige Sztynort ist einer der größten und schönsten Häfen von Masuren. Der Sztynort-See war jahrhundertelang ein wirtschaftliches Reservoir, das durch einen kleinen natürlichen Wasserlauf mit dem Dargin-See verbunden war. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein etwa 3-4 Meter breiter Kanal gegraben. Es erfüllte jedoch nicht die Bedingungen für die Schifffahrt der Schiffe, die größer als Fischerboote sind. Die ersten Segler, die Anfang der 1970er Jahre in Sztynort auftauchten, erinnerten sich daran, dass ein „Ramblerek“ durch den zugewachsenen Kanal wie „durch Treideln“ gezogen werden musste.
Der alte Kanal wurde in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre reguliert und auf 17 m verbreitert. Die hydrotechnische Investition wurde von Jan Heigelmann, dem damaligen Geschäftsführer von „Agrokomplex“, initiiert. Er beschloss auch, in Sztynort ein Wassersportzentrum zu gründen. Der erste Segelhafen wurde am See und ein Hotel im Palast gebaut. Die Sztynorcka-Flottille bestand 1980 aus zwölf „Omegs“, einer „Beryl“, drei „Ramblers“, einer „Nephrite“, vier „Orions“, „Alga“ und „Alga“ Super, neun „Wands“, einer „Mira“ „Und einem schwimmenden Auto.
1982 gründete sich in Sztynort der Polnische Segelverband und seit 1984 „Interster“. Es entstand das „Sailing Village“, in dem viele Vereine aus ganz Polen Camps organisierten. PGR (Staatlicher Landwirtschaftsbetrieb) -Bewohner, Touristen und Partei-Nobilitäten trainierten und ruhten sich hier aus. Die Kantine im Schloss, die Bar „Zęza“ und „Sklep u Marii“ sind zu Kultstätten geworden. Die politischen Veränderungen von 1989 trugen nicht zum Segelsport in Sztynort bei. Der Hafen funktionierte weiter, aber selbst die lokalen Legenden begannen zu verblassen.
Mit dem Kauf von Sztynort durch King Cross Shopping Warsaw im Jahre 2018 begann eine neue Zeit für die Stadt und die örtliche „Ansiedlung der Freiheit“. Unter Wahrung des lokalen Kulturerbes und der Traditionen wollen die neuen Eigentümer „Sztynort als schönen, renovierten und blühenden größten Hafen Masuren in die Hände der Segler geben“.

Informationen über die Segeltraditionen von Sztynort sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 26–33, 160–161, 182–184.

INVESTITION DES GRAFEN

Die wichtigste Investition in der Geschichte von Sztynort war der Bau eines Barockpalastes. Am 30. September 1687 erhielt Ahasverus von Lehndorff (*1637) eine Urkunde, die ihm und allen seinen Nachkommen den Titel eines Reichsgrafen verlieh. Der neu geprägte Adelige zahlte der Kanzlei von Kaiser Leopold 6015 Goldgulden und 30 Kreuzer und der römischen Kurie 46 Dukaten (für die Ausgabe einer goldenen Bulle). Für die Genehmigung des Titels wurden hundert Dukaten an den Prinzen von Preußen und weitere 11 Taler an die Staatskanzlei des Prinzen in Berlin gezahlt. Die Verleihung des Grafentitels an die Lehndorffs unterstrich den Reichtum und die Bedeutung der Familie im preußischen Fürstentum zu dieser Zeit.
Der Graf konnte nicht in einem unzeitgemäßen Palast leben. Die Gebäude von Sztynort aus dieser Zeit sind architektonisch wahrscheinlich mit spätmittelalterlichen befestigten Herrenhäusern vergleichbar. So begannen die Architekten mit ihren Projekten und die Holzfäller fällten die Eichen im Sztynorcki-Urwald. Es gab mindestens zwei Pläne für den Bau eines prächtigen Palastes im Barockstil. Möglicherweise war der Autor der Projekte Tylman van Gameren.
Die Investition begann, doch in der Zwischenzeit starb Ahasverus am 14. Februar 1688 unerwartet in Królewiec. Die Verwaltung des gesamten Sztynort und zahlreicher Ländereien oblag seiner Witwe Maria Eleonora von Lehndorff geb. von Dönhoff. Die Gräfin war damals 24 Jahre alt und war einen Monat lang die Mutter von Ernst Ahasverus. Sie beschloss, die Investition fortzusetzen - die Hauptbauarbeiten am Schloss wurden 1689-1691 durchgeführt. Die Gräfin schloss Verträge mit Maurermeistern, Zimmerleuten, Dachdeckern, Steinmetzen, Schmieden, Ofenbauern, Schlossern, Malern usw. ab. Von dem alten Wohnhaus blieben nur die Keller und ein Teil der Erdgeschossmauern erhalten. Das Ergebnis war ein großer, zweigeschossiger Palast mit einem hohen Dach „nach holländischem Vorbild“. Dem Gebäude war ein Hof vorgelagert, an dessen Seiten eine Brauerei, Ställe und ein Torkomplex errichtet wurden. Die Große Investition wurde schließlich 1699 abgeschlossen. Viele preußische Adelige beneideten die Lehndorffs um ihr Schloss in Sztynort.

Informationen über den Bau des Barockpalastes sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynort zu entnehmen. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 45–47, 141–144.

GROSSER HOFSCHMEICHLER

Ernst Ahasverus II Henryk von Lehndorff (*1727, †1811) „verdiente“ sich seinen Spitznamen während seiner Dienstzeit am Hof der preußischen Königin Elżbieta Krystyna von Preußen. Zwischen 1747-1775, als er das Amt des Kammerherrn der Königin innehatte, erwies er sich als ein großes Schmeichler. Von seinen „Kollegen“ am Berliner Hof erhielt er einen schelmischen Spitznamen.
Ernst Ahasverus hatte schwierige Kindheit. Sein Vater starb zwei Tage nach seiner Geburt. Im Alter von vier Jahren verunfallte er infolge dessen er bis ans Ende des Lebens hinkte. Er meinte, dass diese Behinderung dazu führte, dass die Mutter mehr seinen älteren gesunden Bruder als ihn liebte. Ernst Ahasverus verbrachte in der Kindheit und Jugendzeit in Sztynort nur sechs Jahre, ihn hatten unter anderem die Großmutter in Landkeim und Benediktinermönche in Magdeburg großgezogen. Als er 19 Jahre alt war, dank den Beziehungen schaffte er bis hin zum Berliner Königlichen Hof. Bald war er die bestinformierte Person in ganz Preußen. Er beobachtete eifrig das Alltagsleben (und auch nicht alltägliches Leben) der staatlichen Eliten, die inländische und ausländische Politik, die hauptstädtische Sitten etc. Und was wichtig ist, führte er einige Jahrzehnte lang Tagebücher, die für wichtigste Quellen zur Erkenntnis der Ferdinand Epoche in Preußen gehalten werden. Die Beobachtungen von Lehndorff waren vielseitig und zeichneten sich oft durch intelligente Boshaftigkeit aus. Der Graf verstand Kunst und Literatur.
Ernst Ahasverus kam für länger nach seinen geliebten Sztynort erst nach dem Jahre 1775, was mit dem Tod seiner Mutter Maria Luisa, die bislang das Landgut bei Abwesenheit des Sohnes verwaltete, verbunden war. Der Graf hat den Palast ausgebaut, schaffte eine Sammlung von Kunstwerken samt der Bibliothek, revitalisierte den Park, leitete die hydrotechnischen Arbeiten, die unter anderem mit dem Aufbau des Kanals zwischen dem Sztynort-See und dem Daring- See ets zusammenhingen. Mit dem emsländischen Bischof Ignacy Krasicki verbanden ihn vieljährige Kontakte, die auf den gemeinsamen Interessen und Ansichten stützten. Im Jahre 1874 wurde Sztynort zum ersten Platz in Masuren, wo das „Montgolfierisieren“, also fliegen des Heißluftballons stattfand. Das waren schöne Zeiten…

Informationen über Ernst Ahasverus sind aus dem Buch von Jerzy Łapo, Sztynrot. Licht- und Schattenseiten auf den Seiten 48–52, 151–153 zu entnehmen.

TIERE IN SZTYNORT

Der Verlauf der Geschichte von Sztynort hängt mit der Bewirtschaftung der Gebiete, die an der Schnittstelle großer Seen und Wälder gelegen sind zusammen. Diese zwei Ökumene, mit ihren wilden Einwohnern verliehen dieser Gegend das spezifische natur- kulturellen Kolorit.
Fischfang war ein wichtiger, obwohl noch nicht allzu sehr erkundeter Wirtschaftszweig der Grafschaft. Den Lehndorffs gehörten einige Seen in der Umgebung, ein Teil verpachteten sie auch. Der Fischfang ging das ganze Jahr über, den Winter nicht ausgenommen- dann hat man aus Eis ein Schleppnetz (ein großes Netz) gestellt. Glückspilze können an den Seeufern die Gewichte aus Lehm für die Netze finden (Gewichte für die Netze).
Jägerei wurde im Laufe der Zeit mehr zur „Unterhaltung“ als eine Methode zur Ernährungsgewinnung. Im Jahre 1790 dankte der emsländischen Bischof Ignacy Krasicki seinem Freund Ernst Ahasverus von Lehndorff (*1727, †1811) für die Sendung, die aus Sztynort nach Lidzbark Warminski gelang : die Enten wurden mit Jauchzer
empfangen, aufgeteilt und in größter Eile aufgefressen“ während der Zeiten von Karol den III. von Lehndorff (*1860, †1936) waren für die Jagt Samstage Sonntage und Montage reserviert. Man schieß damals vor allem auf Wasservögel , aber auch auf Wildschweine, Fuchse, Dachse, Rehe, Hirsche und Elche. Ende des IX Jh. veranstaltete man in Upalty (Upalten) Jagd auf Reiher. Man hat damals dreißig von diesen Vögeln getötet. Und warum? Weil sie Schädiger waren? Nein, wegen Federn, die die Hüte der damaligen Stutzerinen beschmückten. Die ältesten Einwohner von Sztynort können sich daran erinnern, dass sich hinter dem Jagdobmannhof der grafische Hundezwinger befand.
Über das Anwesen der einzelnen Gattungen der Tiere in Sztynort und Umgebung zeugten die lokalen Ortsnamen, unter andrem: Fuchsberg, Elchhorn, Fischotter-Büschel sowie… Schweinsweg. Der Letzte Name hing mit dem Feldweg, der hinter den Landwirtschaftsgebäuden des Dorfes verlief und war zum Antreiben von Vieh gedacht war (heute das ist ein asphaltierter Abschnitt, der das Dorf meidet.).Durch das Zentrum von Sztynort verlief ein Menschlicher Weg . Die Viehzucht war auch ein wichtiger Teil der Grafenwirtschaft. Ställe und Schweinemast -Gebäude befanden sich direkt in Sztynort, aber auch in den Gutshöfen in der Umgebung. In der zweiten Hälfte des XIX. Jh. Karol der II. von Lehndorff gründete das Gestüt der vollblütigen Pferde. Noch in den achtziger Jahren des XX. Jh. hat man in Sztynort Pferdereitkurse und -Lager organisiert.
Gegenwärtig Sztynort das ist auch ein guter Ort zur Beobachtung wilder Tiere und Führung der Fotosafari. Auf dem Himmel erscheinen oft Adler. Von Vorfrühling an bis zum Herbst hört man Ruf der Kraniche. Auf den Straßen muss man besonders vorsichtig sein- Elche fürchten üblich nicht vor Fahrzeugen und verlassen langsam die Straße. Schwarme der Damhirsche, unter denen sich auch welche mit laizistischer Farbe (fast weiß) befinden erscheinen immer wieder im Palastpark.

Informationen über die Tierwelt in Sztynort sind in verschiedenen Abschnitten des Buchs von Jerzy Łapo, Sztynrot. Licht- und Schattenseiten zu entnehmen.

Die neugierigen werden bestimmt Relikte der Skulptur, die den Pferdekopf verkörperte, die ehemals den Stall schmückte finden.

PFLANZEN IN SZTYNORT

Du sagst Sztynort- siehst Eichen. Diese edlen Bäume dominieren in der hiesigen Pflanzenwelt. Viele Wege und Alleen wurden mit Eichen und Linden bepflanzt. Als älteste gelten die Eichen , die den Spalier in Sztynort-Park bilden. Sie solle ca. vor 400 Jahren Meinhard von Lehndorff bepflanzt haben. Neben diesen Eichen ist Buchenallee erhalten geblieben, sie liefert eine Vorstellung über die Planung des Hauptteiles des Parks im XVIII Jh. Leider, das Alter macht sein Job und in vielen Fällen sind die einzelnen Bäume am Ende ihres Lebens. Die Firma King Cross hat die sachgerechte Betreuung über dem historischen Baumbestand wieder aufgenommen und gegenwärtig dauern die konzeptionellen Arbeiten an der Wiederherstellung des Glanzes dem gesamten Park .
Im Jahre 1781 schrieb der emsländischen Bischof Ignacy Krasicki an seinen Freund Ernst Ahasverus von Lehndorff: „Gefluchtet und zwar viel, fange ich damit an, dass ich Ihnen mitteile, Herr Graf, dass Du sehr anmaßend bist, was sind das 16 Pfirsiche!“ Sechs Jahre später konnte der Geistliche die ihm von dem Eigentümer von Sztynort versprochenen Baumsetzlinge kaum erwarten. Im Jahre 1790 schickte der Bischof dem Lehndorff Tiroler Äpfel und wies ihn ein: „ wenn du die Kerne säst, werden vielleicht nach einiger Zeit diese Äpfel in deinem Gärten aufkeimen“. Nebst den Obstgärten fehlte es an Blumenrabatten nicht. Aus der Korrespondenz zwischen Krasicki und Lehndorff geht hervor, dass in Sztynrot im Jahre 1779, 1200 Hyazinthe blühten!
Die dendrologische Passionen des Urgroßvaters von Ernst Ahasverus setzte Karol der III. „Carolus” von Lehndorff (*1860, †1936) fort. Von seinen Kollegen bekam er Saatgut verschiedener exotischen Bäume und Sträuchern, die er unter anderem während der Pferdereittouren mit den Gästen in unterschiedliche Ecken seines Landguts säte. Vielleich hat eben der Carolus verschieden Baumgattungen an der Jerusalem- Kapelle bepflanzt.
Sztynort das sind nicht nur Bäume und Blumen, aber vor allem Ackerland, Wiesen, Weiden und Hausgärten. Damals gediehen an der Schule die Kartoffeln des Lehrers Richard Franz Puschke (*1852, †1937). Er brachte den Kindern bei, dass es gute und schlechte Kartoffeln gibt. Gute sind diejenigen, die auf den Tellern landeten und schlechte diese aus denen man Vodka machte…

Informationen über die Pflanzenwelt in Sztynort sind in verschiedenen Abschnitten des Buchs von Jerzy Łapo, Sztynrot yu entnehmen. Licht- und Schattenseiten.

WETTER
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